Handlungsorientierte Didaktik in Corona-Zeiten
Aktiv begreifen, um zu begreifen – Erleben wird zur Grundlage des Unterrichtens
Alle Veranstaltungen werden individuell und in Absprache vorbereitet. Daher gibt es keine zwei identischen Kurse. Jedes Kursangebot möchte nur einen Möglichkeitsraum zur groben Orientierung aufspannen.
Aktiv begreifen, …
Das eigene Handeln, die individuelle Motorik in Kombination mit den individuellen Sinnesorganen ermöglicht, dass ein Bild im Bewusstsein konstruiert werden kann. Sie müssen aktiv begreifen, um zu begreifen! Um ein inneres Bild eines Gegenstandes (z. B. einer Kerze) zu erzeugen, genügt der Kontakt allein nicht.
… um zu begreifen
Wenn Sie die Augen schließen und die Hand ganz still halten, werden Sie nicht in Erfahrung bringen können, was Sie da gerade kontaktiert.
Erst wenn Sie selbstständig ertasten, wenn Sie Ihre eigene Motorik einsetzen, dann “begreifen” Sie, um was es geht — im Bruchteil einer Sekunde!
Das Gehirn lernt durch reales Begreifen
Ob ein handlungs- und erlebnisorientierter Unterricht stattfindet hängt nicht von Corona oder Nicht-Corona, sondern von Ihnen ab. Dass das Gehirn am nachhaltigsten und effektivsten durch reales „Begreifen“ lernt, ändert sich nicht durch einen Virus. Die Frage ist also nicht ob, sondern wie Handlungsorientierung umgesetzt werden kann. Das Konzept der Lernumgebung lässt sich ebenso in Zeiten einer Pandemie anwenden. In gewisser Weise zeigt Corona die Flexibilität und Stärke des Konzeptes auf.
Freiheit und Struktur
Die zentrale Frage beim Unterrichten ist die Frage nach Freiheit und Struktur. Wie viel gebe ich vor, wie viel können die Schüler selbst gestalten? Eine Antwort darauf gibt Ruth Cohn (Begründerin der Themenzentrierten Interaktion (TZI): „Zu wenig geben ist Diebstahl, zu viel geben ist Mord.“ Lernumgebungen geben Struktur und Richtung vor, damit möglichst das gelernt wird, was gelernt werden soll. Auf der anderen Seite können sich die Schüler in dem gesteckten Rahmen frei bewegen.
Was ändert sich mit Corona?
Mit der Pandemie kommen neue Regeln in das unterrichtliche Geschehen. Dadurch verändert sich die Struktur der Lernumgebung (rote gestrichelte Linie in der Skizze).
Aber das geschieht nicht nur durch eine Pandemie. Je nachdem, welches Werkzeug, welche Zeitdauer, welche Ressourcen den Schülern zur Verfügung stehen, ändert sich die Struktur der Lernumgebung. Beim Design von Lernumgebungen ist „Ressourcenknappheit“ ein wichtiger Parameter. Beim Spezialfall Corona ist die Ressource „Nähe“ knapp.
Beschränkungen und Regeln
Beschränkungen und Regeln sind etwas ganz natürliches im Gestalten von Lernumgebungen. Erst dadurch wird eine spielerische und herausfordernde Qualität erzeugt.
Ein Beispiel für Ressourcenknappheit in einer Lernumgebung: Eine radioaktive Substanz ist neben einem Baum ausgelaufen. Für spätere Untersuchungen soll die Höhe des Baumes möglichst exakt bestimmt werden. Jedoch darf aus Sicherheitsgründen (radioaktive Strahlung) das Gebiet um den Baum nicht betreten werden.
Erst das Abstandsverbot macht die Aufgabe zu einer echten Herausforderung. Die Forscherinnen und Forscher finden selbstständig Möglichkeiten, um das Problem zu lösen.
Offensichtlich sind Regeln und vorgegebene Strukturen etwas Normales. Möchte man auf dem Mond landen, gibt es ganz andere Hindernisse zu überwinden, als Beispielsweise 1,5 Meter Abstand einzuhalten. Auch in Forschungslaboren, bei Lebensmittelherstellern, im Straßenverkehr sowie bei jedem Spiel, gibt es Regeln und Strukturen, die einzuhalten sind. Das Thema ist nach wie vor „Freiheit und Struktur“.
Weitermachen wie bisher?
Die Pandemie wird erst zum Angriff auf den Unterricht und auf Handlungsorientierung, wenn man versucht genau dasselbe wie vor der Pandemie zumachen. Statt neuen Spielregeln gibt es Auflagen und Beschränkungen. Das ist der Unterschied. Jedoch ist das „Ersetzen“ schwierig. Ein digitales Arbeitsblatt bewirkt anderes, als eines aus Papier, eine digitale Tafel hat alternative Möglichkeiten, man kann mit dem Digitalen nicht einfach weitermachen wie bisher. Die Dinge an sich sind weder besser noch schlechter. Jedoch gibt neue Möglichkeiten und neue Unmöglichkeiten. Wenn man versucht das Bisherige auf das Neue zu übertragen, dann wird man „Lücken“ feststellen. Man wird unzufrieden sein, weil es nicht mehr so geht wie früher. Am besten stellt man sich eine Pflanze vor. Ändert man die Struktur des Topfes, dann wird sie die neue Struktur ausfüllen, selbstständig. Wissen wächst. Und Wachstum geschieht da, wo es möglich ist zu wachsen.
Systemischer Ansatz: Von Innen
Denkt man Bildung maschinell, etwa im Sinne von In- und Output, dann ist man als Lehrperson für das Lernen verantwortlich. Der Lernende wird in diesem Lehr-Lern-Konzept zum Kontrolleur. Er überprüft und kontrolliert von „außen“, was vom Input als Output „angekommen“ ist. In dieser Konzeptualisierung bleibt alle Verantwortung beim Lehrenden.
Aus systemischer Sicht ist das unmöglich. Was gelernt wird, entscheidet stets der Empfänger, die Lehrperson hat es nicht in der Hand, was der Schüler denkt oder lernt. Er kann Dinge anregen, aber der Schüler ist keine Kaffeemaschine, wo Input und Output logisch zusammenhängen. Nach Heinz von Foerster ist der Schüler eine „nichttriviale Maschine“ mit einer autonomen internen Systemlogik.
Begreift man den Lernenden als nichttriviales System, erhält man ein völlig anderes Lehr-Lern-Verständnis. An die Stelle der Kontrolle rückt das Vertrauen darauf, dass Bewusstseinssysteme selbstständig Lösungen finden. Wie eine Pflanze findet der Schüler den Weg zum Licht selbst.
Das bedeutet in Corona-Zeiten: Sie als Lehrperson müssen „nur“ die Rahmenbedingungen klären. Salopp formuliert: Das Wissen braucht einen Topf, einen Rahmen. In diesem wächst es ganz von selbst.
Der Raum „draußen“
„Draußen“ ist ein anderer Ort als im Klassenzimmer. Aus diesem Grund ist es schwierig, denselben Unterricht „einfach“ zu verlegen: „Draußen“ gibt es Sonne, Wind und Regen, Wärme und Kälte, dafür keine Tafel. Die Akustik ist günstig für Kleingruppenarbeit und weniger für einen Lehrervortrag.
Das Konzept der Lernumgebung ist vertraut mit der Umgebung „Jenseits des Klassenzimmers“. Abstandsregelungen sind außerhalb des Schulhauses einfacher einzuhalten, als in engen Räumen.
Eigenverantwortliches Lernen
Es gibt verschiedene Wege mit der Krise Corona umzugehen. Ein Weg besteht darin, die Eigenverantwortlichkeit der Schüler zu stärken.
Weitermachen wie bisher?
Die Pandemie wird erst zum Angriff auf den Unterricht und auf Handlungsorientierung, wenn man versucht genau dasselbe wie vor der Pandemie zumachen. Statt neuen Spielregeln gibt es Auflagen und Beschränkungen. Das ist der Unterschied. Jedoch ist das „Ersetzen“ schwierig. Ein digitales Arbeitsblatt bewirkt anderes, als eines aus Papier, eine digitale Tafel hat alternative Möglichkeiten, man kann mit dem Digitalen nicht einfach weitermachen wie bisher. Die Dinge an sich sind weder besser noch schlechter. Jedoch gibt neue Möglichkeiten und neue Unmöglichkeiten. Wenn man versucht das Bisherige auf das Neue zu übertragen, dann wird man „Lücken“ feststellen. Man wird unzufrieden sein, weil es nicht mehr so geht wie früher. Am besten stellt man sich eine Pflanze vor. Ändert man die Struktur des Topfes, dann wird sie die neue Struktur ausfüllen, selbstständig. Wissen wächst. Und Wachstum geschieht da, wo es möglich ist zu wachsen.
Systemischer Ansatz: Von Innen
Denkt man Bildung maschinell, etwa im Sinne von In- und Output, dann ist man als Lehrperson für das Lernen verantwortlich. Der Lernende wird in diesem Lehr-Lern-Konzept zum Kontrolleur. Er überprüft und kontrolliert von „außen“, was vom Input als Output „angekommen“ ist. In dieser Konzeptualisierung bleibt alle Verantwortung beim Lehrenden.
Aus systemischer Sicht ist das unmöglich. Was gelernt wird, entscheidet stets der Empfänger, die Lehrperson hat es nicht in der Hand, was der Schüler denkt oder lernt. Er kann Dinge anregen, aber der Schüler ist keine Kaffeemaschine, wo Input und Output logisch zusammenhängen. Nach Heinz von Foerster ist der Schüler eine „nichttriviale Maschine“ mit einer autonomen internen Systemlogik.
Begreift man den Lernenden als nichttriviales System, erhält man ein völlig anderes Lehr-Lern-Verständnis. An die Stelle der Kontrolle rückt das Vertrauen darauf, dass Bewusstseinssysteme selbstständig Lösungen finden. Wie eine Pflanze findet der Schüler den Weg zum Licht selbst.
Das bedeutet in Corona-Zeiten: Sie als Lehrperson müssen „nur“ die Rahmenbedingungen klären. Salopp formuliert: Das Wissen braucht einen Topf, einen Rahmen. In diesem wächst es ganz von selbst.
Der Raum „draußen“
„Draußen“ ist ein anderer Ort als im Klassenzimmer. Aus diesem Grund ist es schwierig, denselben Unterricht „einfach“ zu verlegen: „Draußen“ gibt es Sonne, Wind und Regen, Wärme und Kälte, dafür keine Tafel. Die Akustik ist günstig für Kleingruppenarbeit und weniger für einen Lehrervortrag.
Das Konzept der Lernumgebung ist vertraut mit der Umgebung „Jenseits des Klassenzimmers“. Abstandsregelungen sind außerhalb des Schulhauses einfacher einzuhalten, als in engen Räumen.
Eigenverantwortliches Lernen
Es gibt verschiedene Wege mit der Krise Corona umzugehen. Ein Weg besteht darin, die Eigenverantwortlichkeit der Schüler zu stärken.
Organisatorisches
Leitung & Moderation / Referent/in
Dr. Martin Kramer
Zielgruppe
Alle Schularten
Veranstaltungsformate
SSchulinterne Lehrerfortbildung (SchiLf), schulexterne Lehrerfortbildung (ScheLf), Vortrag
Zweistündig als Element an einem pädagogischen Tag, eintägig als Fortbildung, Vortrag 90 Minuten.
Eintägig als Fortbildung oder päd. Tag, interaktive Vortrag ca. 100 Minuten.
Kursgröße / Teilnehmerzahl
In Absprache
Konkrete Inhalte
Begreifen durch Begreifen: In einem Experiment erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass zur Konstruktion eines inneren Bildes der reine Kontakt mit dem “Stoff” nicht genügt. Es braucht die eigene, individuelle Motorik um zu “begreifen”.
Einführung in systemisch-konstruktivistisches Denken: “Das System, der Schüler, weiß es besser…”
Literaturempfehlung